„Rüstungsforschung bei der SS“ – Deutschlandfunk

Wie rettet man abgeschossene Flieger aus großer Höhe? Wie therapiert man Unterkühlung? Mit solchen Fragen beschäftigte sich das „Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung“. Der Historiker Julien Reitzenstein porträtiert die zweifelhafte Einrichtung der SS, in der KZ-Häftlinge als Versuchsobjekte benutzt wurden – in einer Villa, in der heute der Bundespräsident wohnt.

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Hinweis:

Der Rezensent hat das besprochene Buch offenbar nicht voll gelesen. Daher sind zwei dieser Punkte zwingend richtig zu stellen:

Der Rezensent schreibt: „Der Historiker Julien Reitzenstein porträtiert die zweifelhafte Einrichtung der SS, in der KZ-Häftlinge als Versuchsobjekte benutzt wurden – in einer Villa, in der heute der Bundespräsident wohnt.“

Im Buch wird beschrieben, dass die Zentrale des Instituts für wehrwissenschaftliche Zweckforschung sich auf einem Areal befand, neben dem eine Villa stand, die heute Dienstvilla des Bundespräsidenten ist. Weder in der Zentrale der SS-Wissenschaftler, noch der heutigen Dienstvilla fanden je Versuche mit KZ-Häftlingen statt.

Der Rezensent schreibt: „Leider geht Julien Reitzenstein weder auf den Nürnberger Ärzteprozess noch auf die medizinischen Verbrechen des wehrwissenschaftlichen Instituts näher ein. Diese seien in der Literatur hinlänglich dokumentiert, begründet der Autor seinen Verzicht. (…) Statt minutiös den Kampf um Professuren und Posten zu beschreiben, hätte man sich einige erhellende Passagen zu den Medizinverbrechen der SS-Forscher gewünscht.“

Der Kern des Buches ist die minutiöse Schilderung aller Medizinverbrechen, die im Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung begangen wurden. Da der Abteilungsleiter des Instituts parallel als Luftwaffenarzt für die Luftwaffe Versuche an Häftlingen durchführte, die nicht zur Arbeit des im Buch beschriebenen Instituts gehören und zudem in der Literatur unzählige Male genau beschrieben wurde, wurden diese – mit Verweis auf die Literatur – nur verkürzt dargestellt. Alle anderen Versuche sind dargestellt. Das Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung erlosch faktisch im April 1945. Im Nürnberger Ärzteprozess, der erst 1946 begann, wurde nicht gegen das Institut für wehrwissenschaftiche Zweckforschung geführt, sondern u.a. gegen Wolfram Sievers, dessen informellen Leiter. Das hochkomplexe Thema des Ärzteprozesses kann daher in einem Buch über ein anderes Thema nur am Rande erwähnt werden.

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